Autismus

Nach aktuellen Untersuchungen ist mehr als 1 % der Kinder von Autismus betroffen. Damit ist Autismus weiter verbreitet als Typ-1-Diabetes (0.4 %) oder das Down Syndrom (bis 0.2 %). Von einer Autismus-Spektrum-Störung (ASS) sind vier bis fünf mal mehr Jungen als Mädchen betroffen.

Überträgt man diese Zahlen auf Baden-Württemberg, leben hier 4000 Kinder zwischen zwei und sechs Jahren mit einer Autismus-Spektrum-Störung. 500 davon sind Mädchen.

Schaut man sich diese Verteilung auf alle Einwohner bis 18 Jahren an, so haben 15.000 Kinder und Jugendliche in Baden-Württemberg eine Autismus-Spektrum-Störung. Wahrscheinlich wurde bei sehr vielen davon keine Autismusdiagnose gestellt.

 

Ungefähr 40% der Kinder mit Autismus sprechen nicht

Autismus ist die am schnellsten wachsende Entwicklungsstörung

Merkmale

Kinder mit einer Autismus-Spektrum-Störung (ASS) sind in ihrem Charakter so verschieden wie Kinder ohne eine solche Diagnose.
Dennoch stehen bei ihnen Eigenarten in den Bereichen soziale Interaktion, verbale und nonverbale Kommunikation und stereotypes Verhalten und/oder Sonderinteressen im Vordergrund. Viele der Kindern haben zusätzlich eine geistige Behinderung mit unterschiedlichem Schweregrad.

Die unten aufgeführten Merkmale sind Gemeinsamkeiten, die bei Kindern mit Autismus in unterschiedlicher Ausprägung vermehrt beobachtet werden können.

Sie fühlen sich häufig eng verbunden mit besonderen Gegenständen, z.B. einem Spielzeug oder einer Schnur, die ihnen Sicherheit geben.

Sie weinen oder kichern, oft ohne sichtbaren oder verständlichen Grund.

Sie verstehen Sachen meistens sehr wörtlich.

Manche sind aggressiv oder verletzen sich selbst. Das geschieht oft aus Ängstlichkeit und kann passieren, wenn tägliche Routinen geändert werden.

Sie haben Schwierigkeiten das Verhalten anderer zu interpretieren und haben es schwer im alltäglichen sozialen Umgang.

Sie reagieren oft nicht auf Geräusche und Mitteilungen von anderen oder reagieren anders als andere Menschen.

Sie haben oft ungewöhnliche Wahrnehmungsinteressen bezüglich sehen, berühren, schmecken oder riechen und können sehr geräusch- und berührungsempfindlich sein.

Sie können die gleiche Handlung, z.B. auf den Tisch klopfen, immer wieder wiederholen.

Sie sind reserviert oder sehr unkritisch gegenüber anderen Menschen.

Sie lehnen Körperkontakt ab oder verlangen ihn.

Sie vermeiden häufig Blickkontakt, möglicherweise weil sie die Bedeutung von Blickkontakt, Mimik oder Gestik im sozialen Miteinander nicht kennen.

Sie zeigen oft Widerstand bei Anforderungen, unter anderem weil sie die Signale und Erwartungen der Umgebung nicht immer verstehen.

Sie haben Sonderinteressen, z.B. Dinosaurier, Meteorologie, Astronomie oder Fahrpläne für Bus und Zug. Diese kommen meistens bei Menschen mit Asperger Syndrom vor.



Diagnose

Autismus ist eine angeborene neurologische Entwicklungsstörung. Es gibt nicht nur eine Ursache für Autismus. Vielmehr geht man davon aus, dass genetische Faktoren und Einflüsse in der Schwangerschaft und während der Geburt daran beteiligt sind.

Eine Autismusdiagnose kann in manchen Fällen schon ab einem Alter von zwei Jahren gestellt werden. Die Diagnostik wird von Spezialisten in einem Sozialpädiatrischen Zentrum (SPZ) durchgeführt. Dabei sollten neben anderen Untersuchungen ADOS-2 und ADI-R durchgeführt werden, um sicherzustellen, dass die Diagnose so zuverlässig wie möglich gestellt wird.

Je früher eine Diagnose gestellt wird, desto mehr Fortschritte kann das Kind durch eine intensive Therapie machen.